Gerhard Garstenauer
Typ
Person
Datierung / Lebensdaten
Fusch an der Glocknerstraße, Österreich 1925 – 2016 Salzburg, Österreich
Biographie
Nachruf Initiative Architektur/Roman Höllbacher
"Gerhard Garstenauer (1925 - 2016)
Gerhard Garstenauer wurde am 22. Jänner 1925 in Fusch an der Glocknerstraße
geboren. Er arbeitete nach seinem Studium der Architektur an der TU Wien seit 1954
als selbstständiger Architekt. Seit den späten 1950er-Jahren hat er
in Salzburg Bauten geschaffen, die einem gänzlich neuen Denken verpflichtet
waren. Mit einer bis dahin in Salzburg unbekannten Formensprache und mit
neuen Materialien, hat er in seinen Bauten ein freundliches, ein vom Licht und
der Leichtigkeit der Moderne getragenes Bild von Stadt und Land geschaffen.
Garstenauers Bauten signalisierten in dieser Zeit einen radikalen Neubeginn,
der sich von der erdrückenden Vergangenheit löste. Getragen wurde dieser
Aufbruch von privaten, fortschrittsorientierten Auftraggebern, die nicht selten
aus dem Bereich des Automobilhandels stammten (ÖFAG, Mercedes-Benz und
Ford Schmidt). Er hat dabei, nicht zuletzt durch sein großes technisches Wissen,
österreichweit eine Pionierrolle eingenommen. Furore hat Garstenauer nicht zuletzt
mit seinen Bauten für den Tourismus gemacht. Auch wenn von Vielen der Weitblick
und die gedankliche Tiefe seiner emblematischen Bauten, genannt sei die Trias
Felsenbad - Stubnerkogelbahn - Kongresshaus in Gastein, nicht erkannt wurde, so
erfolgte seine internationale Anerkennung längst. Neben diesen Bauaufgaben in Industrie, Tourismus und Gewerbe hat Garstenauer auch Richtungsweisendes geschaffen, dabei reicht das Spektrum seiner Bauten von der Reihenhaussiedlung über das Wohnhochhaus bis zur repräsentativen Unternehmervilla. Dass Garstenauer, der mit den neuen Materialien Glas, Stahl und Beton arbeitete, der Zeit stets voraus war, zeigte er mit seinem eigenen Wohnhaus (1980), in dem er Holz als regionalen Baustoff wieder für die Moderne erschloss und mit dem er gleichzeitig das beste Beispiel für Bauen in der Landschaft schuf.
Garstenauers Bauten, das hat nicht zuletzt mit dem Wandel in Tourismus, Industrie
und Gewerbe zu tun, sind heute in ihrer Existenz bedroht, wurden zu ihrem Nachteil
verändert oder gar zerstört. Es wird - auch um den Geist der Moderne und der geistigen Offenheit zu bewahren und die Erinnerung an diesen großen Kulturschaffenden Aufrecht zu erhalten - einer großen Anstrengung bedürfen, diesen Prozess umzukehren und seine noch bestehende Bauten für die Nachwelt zu erhalten. Hier sind nun die Gemeinden, in denen noch Bauten Garstenauers stehen, das Land und die Republik gefordert, ihren Beitrag zu leisten.
Seine Gedanken und Ideen hat Gerhard Garstenauer in zahlreichen Konzepten,
Entwürfen, in Briefen und allen Formen von Interventionen, so auch der Titel
seiner Monografie (Interventionen, Verlag Anton Pustet, 2002), veröffentlicht. In den
1980er-Jahren wurde er in den neu gegründeten Gestaltungsbeirat der Stadt Salzburg berufen, eine Institution, die nicht zuletzt auf seinen Vorschlag zurückgeht.
Garstenauer hat weit über das Land hinaus gewirkt und war ein wahrer Citoyen.
Sein Verlust ist unersetzlich für die Architektur. Sein Menschsein, sein Engagement
und seine direkte Rede machten ihn zum Vorbild für uns alle. Er lebt in seinen Werken und in unseren Gedanken weiter. Mit Gerhard Garstenauer ist einer der ganz Großen des 20. Jahrhunderts in diesem Land von uns gegangen. Sein unermüdliches Arbeiten, sein Kampf für das Richtige und das Wahre ist Mahnung für uns alle!
Das Begräbnis findet am Freitag, 2. Dezember, um 13 Uhr statt am Friedhof Aigen statt."
_____
Garstenauer besuchte (nach dem Besuch der Volksschule und der Unterstufe des Staatsgymnasiums in Salzburg 1937) die Staatsgewerbeschule Salzburg von 1941-1947. 1943 (-1945?) wurde er zum Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen.
Er studierte 1947-1952 an der Technischen Hochschule Wien und 1953 an der Meisterschule von Siegfried Theiss. Praxis bei Prof. Engelhart in Wien (Wiederaufbau des zerstörten Burgtheaters).
1954 beginnt er als selbständiger Architekt in Salzburg zu arbeiten.
1956 Teilnahme an verschiedenen Entwurfsseminaren an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg, insbesondere unter Prof. Konrad Wachsmann.
1965 Durchführung eines Seminars an der Technischen Hochschule in Wien zur Entwicklung von Planungsgrundlagen für Hohe Schulen.
1967 promoviert Garstenauer an der TU Wien zu diesem Thema, 1973 bis 1978 unterrichtet er als Lehrbeautragter an der Universität Innsbruck. In seiner universitären Laufbahn habilitiert er sich 1980 an der TU Graz. 1983 und 1984 hält er Vorlesungen am Historischen Institut der Universität Salzburg.
In zwei Perioden ist Garstenauer von 1983 bis 1985 und von 1997 bis 2000 Mitglied des Gestaltungsbeirates der Stadt Salzburg, zu dessen Einrichtung er aktiv beitrug.
Bauten
Garstenauers Schaffen ist zu einem großen Teil regional auf Stadt und Land Salzburg beschränkt. Zu Beginn konzentriert er sich auf gewerbliche Bauten wie ÖFAG, Mercedes Benz oder Ford Schmidt in der Stadt Salzburg, später folgen einige Wohnhäuser in Aigen. Es folgt eine Periode in der er sich auf das Bauen in historischer Umgebung spezialisiert: die Sanierung des Restaurants K+K am Waagplatz in der Salzburger Altstadt, die Neugestaltung des Rupertinums 1978, die Umgestaltung des Toskanatraktes für die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg.
Neben den Arbeiten in der Stadt Salzburg war Garstenauer vor allem im Gasteinertal aktiv: das Felsenbad und das Kongresszentrum in Bad Gastein oder das Solarbad in Dorfgastein gehen auf seine Pläne zurück.
Konzepte
Garstenauer beteiligt sich seit Anfang der 1960er Jahre auch prominent an der öffentlichen Diskussion rund um Stadt- und Verkehrsplanung. 1961 und 1995 ersann er Leitbilder für die Stadtplanung Salzburgs, 1965 ein Konzept für die Parkraumbewirtschaftung, 1970 ein "Park&Boat System" inklusive Salzachschifffahrt und 1971 die Idee eines Kunstzentrums auf dem Mönchsberg. Auch die Übersiedlung des Salzburg Museums vom Franz-Josef-Kai in die Neue Residenz geht auf seinen Vorschlag zurück.
Ehrungen
1968 Preis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs für das Felsenbad in Bad Gastein
1973 Staatspreis für gute Form – Seilbahngondeln in Bad Gastein
1974 Preis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs für die Bauten in Bad Gastein und Sportgastein
1975 den erstmals verliehenen Salzburger Architekturpreis für das Kongresshaus in Badgastein
1984 Österreichischer Holzbaupreis
1985 Stadtsiegel der Landeshauptstadt Salzburg in Silber
1991 Verleihung des Berufstitels "Professor"
1995 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg
Am 20. Jänner 2005 wurde ihm von Bürgermeister Heinz Schaden der Ring der Stadt Salzburg verliehen.
Objekte in der Sammlung
2937
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2025-04-28T05:34:28Z
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Mit einer bis dahin in Salzburg unbekannten Formensprache und mit <br class="linefeed" />neuen Materialien, hat er in seinen Bauten ein freundliches, ein vom Licht und <br class="linefeed" />der Leichtigkeit der Moderne getragenes Bild von Stadt und Land geschaffen. <br class="linefeed" />Garstenauers Bauten signalisierten in dieser Zeit einen radikalen Neubeginn, <br class="linefeed" />der sich von der erdrückenden Vergangenheit löste. Getragen wurde dieser <br class="linefeed" />Aufbruch von privaten, fortschrittsorientierten Auftraggebern, die nicht selten <br class="linefeed" />aus dem Bereich des Automobilhandels stammten (ÖFAG, Mercedes-Benz und <br class="linefeed" />Ford Schmidt). Er hat dabei, nicht zuletzt durch sein großes technisches Wissen, <br class="linefeed" />österreichweit eine Pionierrolle eingenommen. Furore hat Garstenauer nicht zuletzt <br class="linefeed" />mit seinen Bauten für den Tourismus gemacht. Auch wenn von Vielen der Weitblick <br class="linefeed" />und die gedankliche Tiefe seiner emblematischen Bauten, genannt sei die Trias <br class="linefeed" />Felsenbad - Stubnerkogelbahn - Kongresshaus in Gastein, nicht erkannt wurde, so <br class="linefeed" />erfolgte seine internationale Anerkennung längst. Neben diesen Bauaufgaben in Industrie, Tourismus und Gewerbe hat Garstenauer auch Richtungsweisendes geschaffen, dabei reicht das Spektrum seiner Bauten von der Reihenhaussiedlung über das Wohnhochhaus bis zur repräsentativen Unternehmervilla. Dass Garstenauer, der mit den neuen Materialien Glas, Stahl und Beton arbeitete, der Zeit stets voraus war, zeigte er mit seinem eigenen Wohnhaus (1980), in dem er Holz als regionalen Baustoff wieder für die Moderne erschloss und mit dem er gleichzeitig das beste Beispiel für Bauen in der Landschaft schuf.<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />Garstenauers Bauten, das hat nicht zuletzt mit dem Wandel in Tourismus, Industrie <br class="linefeed" />und Gewerbe zu tun, sind heute in ihrer Existenz bedroht, wurden zu ihrem Nachteil <br class="linefeed" />verändert oder gar zerstört. Es wird - auch um den Geist der Moderne und der geistigen Offenheit zu bewahren und die Erinnerung an diesen großen Kulturschaffenden Aufrecht zu erhalten - einer großen Anstrengung bedürfen, diesen Prozess umzukehren und seine noch bestehende Bauten für die Nachwelt zu erhalten. Hier sind nun die Gemeinden, in denen noch Bauten Garstenauers stehen, das Land und die Republik gefordert, ihren Beitrag zu leisten.<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />Seine Gedanken und Ideen hat Gerhard Garstenauer in zahlreichen Konzepten, <br class="linefeed" />Entwürfen, in Briefen und allen Formen von Interventionen, so auch der Titel <br class="linefeed" />seiner Monografie (Interventionen, Verlag Anton Pustet, 2002), veröffentlicht. In den <br class="linefeed" />1980er-Jahren wurde er in den neu gegründeten Gestaltungsbeirat der Stadt Salzburg berufen, eine Institution, die nicht zuletzt auf seinen Vorschlag zurückgeht.<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />Garstenauer hat weit über das Land hinaus gewirkt und war ein wahrer Citoyen. <br class="linefeed" />Sein Verlust ist unersetzlich für die Architektur. Sein Menschsein, sein Engagement <br class="linefeed" />und seine direkte Rede machten ihn zum Vorbild für uns alle. Er lebt in seinen Werken und in unseren Gedanken weiter. Mit Gerhard Garstenauer ist einer der ganz Großen des 20. Jahrhunderts in diesem Land von uns gegangen. Sein unermüdliches Arbeiten, sein Kampf für das Richtige und das Wahre ist Mahnung für uns alle!<br class="linefeed" />Das Begräbnis findet am Freitag, 2. Dezember, um 13 Uhr statt am Friedhof Aigen statt."<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />_____<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />Garstenauer besuchte (nach dem Besuch der Volksschule und der Unterstufe des Staatsgymnasiums in Salzburg 1937) die Staatsgewerbeschule Salzburg von 1941-1947. 1943 (-1945?) wurde er zum Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen. <br class="linefeed" />Er studierte 1947-1952 an der Technischen Hochschule Wien und 1953 an der Meisterschule von Siegfried Theiss. Praxis bei Prof. Engelhart in Wien (Wiederaufbau des zerstörten Burgtheaters).<br class="linefeed" />1954 beginnt er als selbständiger Architekt in Salzburg zu arbeiten. <br class="linefeed" />1956 Teilnahme an verschiedenen Entwurfsseminaren an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg, insbesondere unter Prof. Konrad Wachsmann.<br class="linefeed" />1965 Durchführung eines Seminars an der Technischen Hochschule in Wien zur Entwicklung von Planungsgrundlagen für Hohe Schulen.<br class="linefeed" />1967 promoviert Garstenauer an der TU Wien zu diesem Thema, 1973 bis 1978 unterrichtet er als Lehrbeautragter an der Universität Innsbruck. In seiner universitären Laufbahn habilitiert er sich 1980 an der TU Graz. 1983 und 1984 hält er Vorlesungen am Historischen Institut der Universität Salzburg. <br class="linefeed" />In zwei Perioden ist Garstenauer von 1983 bis 1985 und von 1997 bis 2000 Mitglied des Gestaltungsbeirates der Stadt Salzburg, zu dessen Einrichtung er aktiv beitrug. <br class="linefeed" />Bauten<br class="linefeed" />Garstenauers Schaffen ist zu einem großen Teil regional auf Stadt und Land Salzburg beschränkt. Zu Beginn konzentriert er sich auf gewerbliche Bauten wie ÖFAG, Mercedes Benz oder Ford Schmidt in der Stadt Salzburg, später folgen einige Wohnhäuser in Aigen. Es folgt eine Periode in der er sich auf das Bauen in historischer Umgebung spezialisiert: die Sanierung des Restaurants K+K am Waagplatz in der Salzburger Altstadt, die Neugestaltung des Rupertinums 1978, die Umgestaltung des Toskanatraktes für die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg. <br class="linefeed" />Neben den Arbeiten in der Stadt Salzburg war Garstenauer vor allem im Gasteinertal aktiv: das Felsenbad und das Kongresszentrum in Bad Gastein oder das Solarbad in Dorfgastein gehen auf seine Pläne zurück. <br class="linefeed" />Konzepte<br class="linefeed" />Garstenauer beteiligt sich seit Anfang der 1960er Jahre auch prominent an der öffentlichen Diskussion rund um Stadt- und Verkehrsplanung. 1961 und 1995 ersann er Leitbilder für die Stadtplanung Salzburgs, 1965 ein Konzept für die Parkraumbewirtschaftung, 1970 ein "Park&Boat System" inklusive Salzachschifffahrt und 1971 die Idee eines Kunstzentrums auf dem Mönchsberg. Auch die Übersiedlung des Salzburg Museums vom Franz-Josef-Kai in die Neue Residenz geht auf seinen Vorschlag zurück. <br class="linefeed" />Ehrungen<br class="linefeed" />1968 Preis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs für das Felsenbad in Bad Gastein <br class="linefeed" />1973 Staatspreis für gute Form – Seilbahngondeln in Bad Gastein <br class="linefeed" />1974 Preis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs für die Bauten in Bad Gastein und Sportgastein <br class="linefeed" />1975 den erstmals verliehenen Salzburger Architekturpreis für das Kongresshaus in Badgastein <br class="linefeed" />1984 Österreichischer Holzbaupreis <br class="linefeed" />1985 Stadtsiegel der Landeshauptstadt Salzburg in Silber <br class="linefeed" />1991 Verleihung des Berufstitels "Professor" <br class="linefeed" />1995 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg <br class="linefeed" />Am 20. Jänner 2005 wurde ihm von Bürgermeister Heinz Schaden der Ring der Stadt Salzburg verliehen.
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